Die Philosophie beim Wing Tsun Kampfsystem

Die Philosophie und wesentlichen Merkmale der Kampfkunst Wing Tsun (Wing Chun / Wing Tzun) und des Kampfsystems sind die Nutzung der ankommenden Kräfte, Ökonomie und natürliche Bewegungen.

In der Entwicklung der heutigen Trainings- und Kampfesweise wurde das Wing Tsun-System wesentlich durch die chinesischen philosophischen Strömungen beeinflusst. Eine Wing Tsun-Schule ist nicht nur ein Ort, an welchem wir lernen uns effektiv zu verteidigen und uns fit und gesund halten, sondern auch eine Schule fürs Leben. Das Training selbst vermittelt uns gleichsam praktische wie philosophische Werte, die uns nicht nur im Training, sondern auch im täglichen Leben helfen.

Im Wing Tsun sind drei Philosophien unter einem Dach vereint:

 

Wing Tsun Ludwigsburg und der Konfuzianismus

Der Konfuzianismus beinhaltet das gegenseitige Treue- und Respektverhältnis von Lehrer zu Schüler oder Älterem zu Jüngerem. Der Schüler soll den Lehrer achten, auf dessen Ratschläge hören, sowie Respekt und Achtung zeigen. Der Lehrer wiederum muss sich dieser Anerkennung als Würdig erweisen und sich dem Jüngeren annehmen, ihm die für seine Entwicklung notwendige Hilfe und Rat zukommen lassen. Das eigene Beispiel des Lehrers soll den Schüler leiten. Richtiges Benehmen und die Einhaltung der Etikette (Schulordnung) gehören zum guten Ton. Ein Schüler der sich über diese elementaren Regeln des gegenseitigen Respekts hinwegsetzt, kann von seinem Lehrer langfristig nicht akzeptiert werden und muss die Schule verlassen.

Wing Tsun Ludwigsburg und Taoismus

Wing Tsun ist stark von der chinesischen taoistischen Philosophie geprägt. Der Taoismus steht für Akzeptanz und die sich ergänzenden natürlichen Gegensätze wie Hart und Weich, Stark und Schwach, Mann und Frau, Angreifer und Verteidiger u.s.w. Er lehrt uns Kraft nicht mit Kraft zu begegnen, sondern sie für uns zu nutzen. Weichheit und Nachgiebigkeit gelten nicht als Schwäche, sondern als Stärke und besiegen rohe Gewalt. Der „Weg" (chines. Tao) ist das Ziel. Damit ist gemeint, dass wir bewusster und konzentrierter in der Gegenwart, im „hier und jetzt", üben (und leben) sollen. Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Verhältnismäßigkeit und situationsbedingtes Handeln lassen sich auf die Prinzipien des Taoismus zurückführen. Wing Tsun-Techniken sind purer Taoismus in Bewegung. Die Prinzipien lassen sich auch in alltäglichen Situationen erfolgreich anwenden.

Wing Tsun und der buddhistische Einfluss

Schon zu Beginn seiner Ausbildung reift im Schüler die Erkenntnis, dass es ohne das eigene Bemühen keinen Fortschritt gibt. Der Schüler, nicht der Lehrer, muss geduldig mit dem Partner oder allein vor dem Spiegel an sich arbeiten. Fast ein ganzes Jahr kämpft der Schüler mit seinen Unzulänglichkeiten und stellt fest, dass er vieles noch zu verbessern hat. Nur durch beständiges und unermüdliches Üben kann er die filigranen Bewegungen erlernen und sich Gleichgewicht, Standfestigkeit, Koordination, Entspannung, richtiges Atmen und auch das richtige Sehen aneignen. Die Philosophie die dahinter steht, möchte uns zur Selbständigkeit, Willensstärke, aber auch zur Entschlossenheit z.B. in einer Verteidigungssituation erziehen.

Wing Tsun und der asiatische Einfluss in Europa

Anmerkung: Unsere Gesten des alltäglichen Schullebens sind in allen chinesischen Kampfkünsten üblich und werden in ganz Asien verstanden. Damit drücken wir Dankbarkeit, Anerkennung und Respekt gegenüber unseren Lehrern aus; sie sind NICHT als religiöse Handlung zu verstehen.